Donnerstag, Juli 14, 2005

Die drei Musketiere

Ich zähle die Tage, ganz im Ernst. Nicht nur ich, der Herzallerliebste eben so. Es sind nur noch zwei Wochen bis zum Umzugstermin. Länger würde ich das Kindertheater auch nicht aushalten. Nach diesem lautem Vorfall hat sich hier so etwas wie eine Kriegsfront etabliert und es haben sich neue Verbündete gefunden. Fühlt sich an, als würde ich auf dem Pausenhof einer Grundschule leben ... Die Reaktion darauf? Der Herzallerliebste und ich sind in den Boykott getreten - wir räumen nicht mehr auf, wir gehen nicht mehr für alle (von unserem Geld wohlgemerkt) einkaufen, wir kochen nicht mehr für alle, wir stehen Rücken an Rücken und lassen die anderen machen. Es sind ja nur noch zwei Wochen.

Nachdem nur der Herzallerliebste und ich am Montag bei einem bekannten Pärchen zu Kaffee und mitgebrachtem Kuchen eingeladen waren, was Torsten und Karsten dazu veranlaßte, sich auf den Schlips getreten zu fühlen, schlägt das Imperium zurück. Zu den beiden beleidigten Leberwürsten hat sich Carina gesellt und seit Montag nehmen die Aktivitäten der Drei sprunghaft zu. Nun, auf so Sätze wie "Wir fahren jetzt zu Carina und kochen da ..." oder "Wir gehen jetzt Minigolf spielen ..." reagiere ich nicht, weil es mich nicht sonderlich interessiert. Ich wünsche höchstens viel Spaß, was wohl nicht die erhoffte Reaktion ist, wie man an den Gesichtern der drei Musketiere unschwer erkennen kann. Meine Lieben, wenn ihr mich treffen oder verletzen wollt, dann mal viel Spaß bei dem Versuch ... Ich muß ja anerkennen, es hat etwas amüsantes, wenn man meiner besseren Hälfte die Reste von angebrannten Bratkartoffeln und nicht ganz durchgebratenen Würstchen anbietet und das mit einem demonstrativen Blick in meine Richtung garniert. Schade nur, daß der Herzallerliebste ebenso erkannt hat, was damit beabsichtigt ist. Amüsant, für wie dumm man uns anscheinend hält.

Wie auf dem Pausenhof einer Grundschule: Duhuu hast mir mein Schippchen weggenommen, jetzt nehm ich dir deinen Bagger weg! Ätsch! Ich bin nur leider schon aus dem Grundschulalter raus. Und die Meinung der drei Musketiere über mich interessiert mich herzlich wenig, wenn sie sich nicht einmal trauen, mir in die Augen zu schauen, wenn sie denn mal gezwungenerweise mit mir kommunizieren müssen. Davor haben sie alle drei Angst, sie verkriechen sich lieber irgendwo vor mir und zerreissen sich das Maul. Ohne dabei allerdings zu bedenken, daß es nicht sonderlich intelligent ist, das auf dem Flur zu tun, wenn ich gerade auf der Toilette sitze und Zeitung lese ... Der Schuß geht nach hinten los und gibt mir die Möglichkeit, meine Schlagfertigkeit unter Beweis zu stellen, während ich in aller Seelenruhe an ihnen vorbei ins Wohnzimmer gehe. Beim Lästern erwischt zu werden und obendrein noch einen Kommentar schlucken zu müssen tut weh.

Die Zeiten sind vorbei, in denen ich Magenschmerzen davon bekommen habe, daß es Menschen gibt, die mich offensichtlich nicht leiden können oder nicht den Mut haben, sich mit mir auseinander zu setzen. Ich bin meine ganze Jugend lang ein Außenseiter gewesen und wenn ich aus dieser Zeit eines mitgenommen habe, dann die Erkenntnis, daß es nichts bringt, darauf eingehen zu wollen und sich darüber Gedanken zu machen. Die Menschen, auf die es mir ankommt, sind intelligent genug, um sich ihr eigenes Bild zu machen und lassen sich nicht aufhetzen. Und sie sind mutig genug, mir von Angesicht zu Angesicht zu sagen, wenn ihnen etwas nicht an mir paßt. Die drei Musketiere gehören nun mal nicht dazu, sie prallen einfach an mir ab. Diese Tatsache ärgert sie mehr als mich ihr Verhalten, was mich ohnehin mehr amüsiert als wirklich ärgert. Ich bedanke mich also artig für diese Lachnummer und übe mich noch zwei Wochen darin, den Dreck, die neuerdings zahmen Silberfische im Bad, die überquellenden Mülleimer und sich stapelnden Geschirrberge zu ignorieren während ich mich auf eine saubere, ruhige und schöne eigene Wohnung mit meiner besseren Hälfte freue.

Vielleicht können Torsten und Karsten ja Carina dazu erziehen, den Müll mit runter zu nehmen, hier regelmäßig zu putzen, abzuwaschen und zu kochen. Es ist bestimmt ein Leichtes, ihr das als "Akt der Liebe" schmackhaft zu machen ... Ich lasse mich von den drei Musketieren bestimmt nicht dabei stören, mit meiner besseren Hälfte Pläne zu schmieden und darüber zu diskutieren, wie unsere neue Wohnung irgendwann einmal aussehen soll. In einem Punkt sind wir uns einig: Nie wieder WG mit zwei kleinen Jungs, die nie richtig von Mama losgekommen sind und glauben, es wird ihnen immer jemand hinter her räumen. Viel Spaß beim Aufwachen ...


1 Wolfsspur(en):

Anonymous Anonym meint dazu ...

Bravo, weiter so *lach* nur noch 2 Wochen und es ist geschafft. Rat von mir für solche Grenzüberschreitungen. Macht ein Abschiedsritual für Euch und laßt den ganzen Ärger da wo er hin gehört und schleppt ihn nicht mit in die neue Wohnung. Viel Glück wünscht silvia

10:39 AM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home