Mittwoch, Juli 06, 2005

Ausgeschlafen, was ist das?

Hmpf, es ist gerade mal halb sechs in der Früh und nach viel zu wenig Schlaf hat mich ein ohrenbetäubendes Scheppern aus der Küche aus meinen Träumen gerissen. Torsten hat aus der Lieblingstasse des Herzallerliebsten viele hübsche kleine Mosaiksteinchen gemacht. Wie er das wieder geschafft hat, ist mir ein Rätsel. Ich hatte sie in die Spüle gestellt und Torsten weiß, daß meine bessere Hälfte es haßt, wenn man Kakao in seinem Kaffeepot macht. Da Torsten seit dem Zwischenfall am Sonntag auch nicht mehr mit mir redet (es ist ja schließlich auch schwer, die Zähne zu einem "Guten Morgen" und Konsorten auseinander zu kriegen) und sich dem Geschmolle seiner Freundin Carina angeschlossen hat, standen wir also in der Küche und schwiegen uns an. Dieses Schweigen wurde erst gebrochen, als ich meine Putenbrust-Wurst in seiner Hand sah. Die habe ich mir gestern vom Einkaufen mitgebracht, eine der wenigen Sorten von Wurst, die ich überhaupt esse, und da hatte ich Appetit drauf. Da ich ebenfalls genug Salami und Bierschinken und Knoblauchwurst und Fleischwurst und weiß der Henker was noch mitgebracht habe und ich nicht ganz einsah, warum man mir diese Besonderheit, die ich mir alle zwei Monate mal gönne, nun auch noch wegessen muß, habe ich ihm die Packung einfach mit den Worten "Ich habe genug Wurst für Euch mitgebracht, das hier ist meine" aus der Hand genommen.

Und, oh Wunder, es kann ja tatsächlich sprechen beziehungsweise sich darüber aufregen, was mir denn einfallen würde, ihm vorzuschreiben, was er essen dürfe und was nicht. "Ich hab sie bezahlt, hergeschleppt und genügend andere Wurst für euch mitgebracht, also laß einfach die Finger davon". Fand er egoistisch, das Argument. Sicher, wir haben jetzt den sechsten Juli und weder Torsten noch Karsten waren bis jetzt auch nur einmal einkaufen oder haben wenigstens Geld dafür gegeben. Ergo, Klappe halten und Pfoten weg von meinen Leckerlis.

Wo ich gerade beim Einkaufen und Geld bin, heute hat meine bessere Hälfte die gute Nachricht von der Agentur für Arbeit bekommen, daß man ihm zu wenig Geld gezahlt hat weil die Berechnung nicht stimmte. Jetzt steht eine Nachzahlung von fast 1.000,- Euro an, gerade im richtigen Moment. Plus, er kann Umzugsgeld beantragen. Die frohe Nachricht teilte er mir allerdings erst mit, als ich entnervt wieder ins Bett stiefelte, jedoch nicht ohne mein Leckerli im Kühlschrank hinter dem Gemüse zu verstauen. Etwas perplex aus der Wäsche guckend fragte ich, warum er mir das erst jetzt mitteile. "Na, ich hab keine Lust, daß die anderen das mitkriegen und die dann meinen, sie müssen jetzt gar nix mehr fürs Essen beisteuern," war seine trockene Antwort, die ich mit einem breitem Grinsen erwiderte.

Die Tatsache, daß wir ausziehen werden, stößt Karsten und Torsten ohnehin sauer auf. Kein Wunder, dann erhöht sich ja automatisch die Miete für die Beiden. Marc sieht das Ganze gelassen, aber ihn stört das auch nicht großartig. Er verdient ja auch nicht schlecht und ihn werden die paar Euro mehr im Monat weniger stören als die ständig steigenden Spritpreise. Und da ich spätestens ab dem ersten August wieder arbeiten werde (hängt davon ab, wie lange das Gesundheitsamt mich auf einen Termin zwecks Gesundheitszeugnis warten läßt) und auch der Herzallerliebste im Herbst als Küchenmonteur anfängt, werden wir genug Geld zum Leben haben ohne wie bisher jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen. Wohingegen Torsten lieber vor dem PC sitzt und jammert, weil die Agentur für Arbeit ihm eine zweite Umschulung verweigert nachdem er die Erste abgebrochen hat und Karsten sich auf den Standpunkt stellt, er wolle doch bitte an die 1.200,- Euro netto mindestens verdienen (Hallo? Wir sind hier im Ruhrgebiet, wo die Arbeitslosenquote teils bei 20% liegt und dann als ungelernte Kraft soviel verdienen wollen ...). Da werden sie wohl demnächst ihre Cents mehr als nur einmal umdrehen müssen. Verständlich, daß sie unser Auszug und unsere Freude darüber alles andere als begeistert. Neid macht keinen Spaß, Jungs.

So, ich werde jetzt versuchen, noch ein Stündchen zu schlafen, bevor ich das Gesundheitsamt terrorisiere, beim Bürgeramt meiner verloren gegangen Lohnsteuerkarte hinter her fahnde (die mir angeblich per Post geschickt werden sollte), Paßfotos machen lasse und mich mit meiner Sachbearbeiterin der Agentur für Arbeit darüber auseinander setze, warum man meiner Krankenkasse nicht mitgeteilt hat, daß ich a) arbeitslos bin und b) die gar nicht wissen, daß folglich auch die Agentur für Arbeit meine Krankenkassenbeiträge bezahlen sollte. Ach ja, und meine Krallen sollte ich vorher schärfen und den Satz "Dann geben Sie mir doch bitte den Namen Ihres Vorgesetzten ..." werde ich auch noch entstauben.