Dienstag, Juli 19, 2005

Die Frauen und ich

© Jessica Galbreth

Ich komme mit den meisten anderen Frauen/Mädchen nicht wirklich aus. Während meiner Schulzeit hielt sich das noch in Grenzen, doch je älter ich werde, desto schwerer fällt mir der Umgang mit meinen Geschlechtsgenossinnen. Mich ernsthaft gefragt, warum das so ist, habe ich mich nicht so wirklich. Ganz ehrlich gesagt, gehen mir die meisten Menschen weiblichen Geschlechts in meinem direkten Umfeld den größten Teil der Zeit auf die Nerven. Mit Männern komme ich dagegen viel besser zurecht. Mit denen kann ich über Themen wie Politik, Autos, Bücher, Kinofilme, Spiritalität, Religion und "Warum ist unsere Welt so, wie sie ist" diskutieren, ohne mir erst Themen aus den Fingern saugen zu müssen. Steckt man mich hingegen mit Frauen (die mich nicht schon über ein Jahrzehnt kennen) zusammen, dann sitze ich meist ruhig und schweigend daneben, höre nur mit einem Ohr zu und denke mir meinen Teil, weil mich entweder die Themen nicht interessieren oder ich genau weiß, daß ich mit meiner gegensätzlichen Meinung nur auf Unverständnis stoße.

Meine bessere Hälfte fragte mich vorgestern, warum ich denn so Probleme mit anderen Frauen habe. Ihm war wohl aufgefallen, daß ich immer die Flucht ergreife, wenn Carina mit ihrer Freundin Michaela hier auftaucht. Nun, ich kann mit den Beiden einfach nichts anfangen. Die Beiden lesen nicht das, was ich gerne lese, sie interessieren sich nicht für Mythen aus aller Herren Länder, sie gucken keine Nachrichten (bei Michaela frage ich mich immer, ob sie überhaupt weiß, was Nachrichten sind) oder lesen Zeitung, sie jammern mir die Ohren über Menstruationsbeschwerden voll, gerade Carina spielt ständig diese albernen "Ich mach dir ein schlechtes Gewissen weil du mich so schlecht behandelst" Spielchen mit Torsten (die mir ebenfalls unsäglich auf die Nerven gehen, ständig dieses Theater in der Bude) und außer Klamotten, Romantik bzw. Kitsch und Sex reden sie über rein gar nichts, was mich auch nur ansatzweise interessieren könnte. Gut, die Beiden sind ein Extrembeispiel, nicht alle weiblichen Wesen in meiner direkten Umgebung sind so. Mit den meisten kann ich auf einer oberflächlichen Ebene durchaus Gespräche führen.

Aber nur auf einer oberflächlichen Ebene und das stört mich. Ich mag kein Smalltalk Bla Bla und noch weniger mag ich es, wenn man mir versucht, etwas vorzuspielen, was man ganz und gar nicht ist. Tut mir leid, aber ich durchschaue diese Maskeraden und Spielchen meist sehr schnell und mich langweilt das, was darunter zum Vorschein kommt, in den meisten Fällen. Ich bin genervt, wenn mir jemand seinen Plan für den nächsten Akt des Stückes "mir geht es so schlecht weil du dich nicht um mich kümmerst" minutiös vor quasselt. Wozu das ganze Theater? Kann man seiner besseren Hälfte nicht einfach sagen "Hey, dein Verhalten verletzt mich, paßt mir nicht" und sich das ganze alberne Getue einfach sparen? Die Lektion hab ich auf die harte Tour gelernt, daß es einfach Zeit spart, auszusprechen was Sache ist anstatt alberne Ratespielchen für den Partner zu inszenieren. Meistens errät der Partner ohnehin nicht, worum sich das Gezicke überhaupt dreht. Doch wehe, ich sag zu dem Theater etwas, dann ist gleich Holland in Not. Ich hab die Angewohnheit, beide Seiten zu sehen bevor ich eine Situation überhaupt beurteile.

Als Beispiel einer der zahlreichen Akte dieses Spiels von letzter Woche. Torsten sitzt vor seinem Rechner und stellt E-Mule ein, damit während seines zwei Wochen dauernden Urlaubs auch hoffentlich alle Stargate Atlantis Folgen (ja, ich weiß, daß das illegal ist) brav auf seinen Rechner herunter geladen sind. Carina und Michaela sitzen am Wohnzimmertisch und Torsten sagt "dauert noch ein paar Minuten, ich muß noch fünf Folgen in die Download-Liste sortieren". So weit, so gut. Ist doch eine klare Ansage. Keine Minute später tönt es schnippisch von der Couch "Kommst du heute überhaupt noch mal zu mir??" Spätestens an dem Punkt hätte ich gefragt, was an der Antwort "Ich brauch noch ein paar Minuten" sie nun nicht verstanden hätte. Torsten in einem Tonfall, den ich persönlich als freundlich bezeichnen würde, "wenn ich fertig bin". Da springt Carina auf und verläßt heulend und Türe schlagend das Wohnzimmer, Michaela mit dem Kommentar "Der Tonfall war ja wohl total daneben!" hinter her. Und so läuft das ständig, bekommt Carina ihren Willen nicht, dann jedesmal dieses Theater. Und warum das Ganze? Wegen zwei Minuten vor dem Rechner sitzen und nicht permanent an ihr kleben, obwohl er drei Stunden später für zwei Wochen mit seinen Eltern in den Urlaub fährt.

Der Herzallerliebste hat es passend ausgedrückt "Ja, sind wir hier im Kindergarten?" Er duldet die Anwesenheit der Beiden, ignoriert sie höflich und macht klar, daß ihre Versuche, ihn zum Verbündeten in dieser Schmierenposse zu machen, ein sinnloses Unterfangen ist. Gute Taktik und je länger ich mir das ansehe, desto mehr tue ich es ihm gleich. Der Satz "macht das untereinander aus, ich mische mich da nicht ein" ist dafür sehr gut geeignet.

Ich mag eben Menschen, die mit sich auch mal kritisch ins Gericht gehen können, die nicht direkt die Tränen kullern lassen wenn sie mich um meine ehrliche Meinung fragen, die ihnen dann nicht in den Kram paßt, die auch mal sagen "hey, so habe ich das noch gar nicht gesehen" anstatt mich gleich ohne Nachdenken in Grund und Boden argumentieren zu wollen, mit denen Austausch möglich ist und die mich nicht dazu brauchen, um ihre vorgefertigten Meinungen zu bestätigen, mit denen ich mich über Bücher und dergleichen unterhalten kann, bei denen man keine Angst haben muß, daß sie es gleich persönlich nehmen nur weil ich eine andere Meinung vertrete und die sich mit mir nicht nur über Shopping, Schuhe, die bösen Männer und Romantik (ich weiß, meine romantische Ader ist anscheinend irgendwo versiegt, ich finde rote Rosen und Herzchen und Kuscheltiere und und und einfach nur kitschig) "austauschen" wollen.

Treffe ich nun einfach mehr Männer als Frauen, mit denen das möglich ist? Es scheint so und irgendwie finde ich das schade. Im Feuer am Waldesrand schreiben zu einem größeren Teil Frauen als Männer (nicht böse sein, ist nicht abwertend gemeint) und auch, wenn es sich dabei "nur" um eine Online-Community handelt, fühle ich mich dort wohl. Das gilt auch für das "Kunst der Feuerweiber" Blog, wo sich ja nur Frauen tummeln. Es mir also so einfach zu machen und zu sagen, die Männer mag ich und die Frauen nicht, trifft es auch nicht wirklich. Mir fehlen wohl einfach Frauen in meinem Umfeld, die ich nicht nur mögen kann sondern die auch ähnlich "ticken". Vielleicht haben andere Frauen einfach Angst vor mir, weil sie mit meinen Interessen nichts anfangen können. Oder wie der Herzallerliebste es im Falle von Michaela charmant wie die Axt im Walde ausgedrückt hat: "Die hat Komplexe in deiner Nähe, weil die strohdoof ist und dir nicht das Wasser reichen kann." Nettes Kompliment von ihm, aber ob es wirklich nur daran liegen soll? Verunsichere ich die Frauen in meinem Umfeld weil ich mir gerne Gedanken mache oder darüber reflektiere, warum ich so bin wie ich bin und wie ich die Welt sehe und meine Sicht und Meinung nicht statisch, sondern das Endprodukt einer ständigen Entwicklung ist? Weil ich lieber über Bücher statt Schuhe rede?

Bis jetzt habe ich das immer als gegeben hin genommen, daß die Gesellschaft vieler Frauen nichts für mich ist. Wer weiß, vielleicht stolpere ich eines Tages über Frauen, die mit mir auskommen und ich mit ihnen. Die in der Nähe wohnen, so daß sich der Kontakt nicht nur auf Internet beschränkt. Wünschen würde ich's mir ... All die anderen Frauen, die ich im Internet kennen lernen durfte: Ich mag und schätze Euch sehr und Ihr würdet mir fehlen, sollten Eure Blogs verschwinden oder Eure Foren-Aktivität gegen Null laufen.

6 Wolfsspur(en):

Blogger robby_black meint dazu ...

Das ist sehr interessant. Bei mir ist es nämlich genau umgekehrt. Außer mit meinem besten Freund, den ich schon seit fast 12 Jahren kenne, kann ich ansonsten nur mit Frauen auskommen, da mir die üblichen Männerkliquen viel zu proletenhaft sind. Ich halte leider nix von den üblichen Männerrunden, obwohl ich natürlich auch nix von den "typischen" Frauen halte, so wie Du sie beschrieben hast.
Warum sind manche so komliziert,, obwohl es auch einfach geht? :-)
Aber das männliche Rollenverhalten finde ich auch ätzend.

Viele Frauen brauchen halt einen Typen, der ihnen den Weg weist, so nach dem Motte:"Eine Frau geht SEINEN Weg!" *g* Aber Männer, die halt nur "Mann" sind, sind mir auch unheimlich, obwohl ich - mal ehrlich zugegeben - halt einfach auch nur gerne mal "Mann" bin. :-)

Vielleicht liegt es auch daran, daß ich "berechenbare" Leute nicht mag. Wenn Menschen zu sehr in ihrer oder seiner Rolle leben, kann ich schnell das Interesse an Ihnen verlieren.

10:59 PM  
Blogger Mirtana meint dazu ...

Also auf die Idee bin ich jetzt ja mal gar nicht gekommen ... Aber da ist schon was Wahres dran, ich mag auch keine Klischees und starre Rollenstereotype. Auf die Idee, daß meine "Unverträglichkeit" mit anderen Frauen daher rührt, bin ich selber noch gar nicht so explizit gekommen.

Das ist genau das, was ich an anderen Menschen mag: wenn sie mich zum Nachdenken bringen und nicht nur Blabla von sich geben. Vielen Dank, Robby ;)

11:15 PM  
Anonymous Anonym meint dazu ...

Moin und die Hand reich ;-) Mir geht es auch so, Ich fahre z.B. jeden Morgen und Abend mit dem Zug. Meine Feststellung Männer bleiben an der Oberfläche oder bei Arbeit, Computer, Fußball und Frauen breiten ihr Leben, ihre Kinder, ihren Mann aus. Hat gut funktioniert die Geschlechtertrennung Mich nervt das auch an und ich erwäge die Anschaffung eines "stummen" MP3 Players, nur um meine Ruhe zu haben, aus dem Zugfenster zu träumen, zu lesen, einfach ich selbst zu sein.

Vielleicht lernen wir uns ja mal kennen ;-))

liebe Grüße
silvia

9:51 AM  
Blogger Mirtana meint dazu ...

@ Silvia: So hab ich das Bahnfahren früher zur Schule nach Düsseldorf auch immer überstanden: Mit meinem Uralt-Walkman und Pink Floyd *g* Der hat auch immer ganz gut die allgegenwärtig klingelnden Handys ausgeblendet ...

Würde mich sehr freuen, wenn wir uns mal so von Angesicht zu Angesicht über den Weg laufen. Da bliebe nur eine Frage zu klären: Kaffee- oder Teetrinkerin? :)

12:52 PM  
Anonymous Anonym meint dazu ...

Liebe Mirtana, Kaffee und Ziggi, wenns recht ist. ;-)

4:14 PM  
Blogger Mirtana meint dazu ...

Ziggi geht in Ordnung, allerdings koche ich ungenießbaren Kaffee ;)

8:09 PM  

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