Freitag, Januar 28, 2005

Wish you were here

So, so you think you can tell
Heaven from Hell,
Blue skies from pain.
Can you tell a green field
From a cold steel rail?
A smile from a veil?
Do you think you can tell?

Did they get you to trade
Your heros for ghosts?
Hot ashes for trees?
Hot air for a cool breeze?
Cold comfort for change?
And did you exchange
A walk on part in the war
For a lead role in a cage?

How I wish, how I wish you were here.
We're just two lost souls
Swimming in a fish bowl,
Year after year,
Running over the same old ground.
What have we found?
The same old fears.
Wish you were here.

© Pink Floyd

For my friends out there - you know who you are ... I miss each of you no matter where and what you are. Thanks for your love, support and your honest words at the right time, even if they might hurt in the first moment.

Da war mir gerade nach, nachdem der Song jetzt in der Endlosschleife seit zwei Stunden vor sich hinspielt. Ein ruinierter Wach-Schlaf-Rhythmus hat schon was. Vielleicht hätte ich auf die Dolormin verzichten und stattdessen weiter meine Kopfschmerzen ertragen sollen. Das kleine Pillchen hat mich um fünf Nachmittags auf der Couch in eine Art Tiefschlaf befördert, aus dem ich erst wieder erwachte, als es schon auf Mitternacht zuging. Was mal wieder eine durchgemachte Nacht zur Folge hat ...

Guten Morgen, liebe Welt. Hast Du auch so gut geschlafen?

Montag, Januar 24, 2005

Ein Wintertag

Angesichts der knackigen Temperaturen draußen und der Berichte über plötzliche Wettereinbrüche, Verkehrschaos und Blitzeis fiel mir eine Geschichte ein, die ich an einem gar nicht so kalten Tag des fast noch frischen Jahres 2005 in einem kleinen Buch mit Weihnachtsgeschichten und -gedichten gefunden habe. Who knows, vielleicht verzaubert sie Euch ähnlich wie sie mich verzaubert hat.

Ein Wintertag

Nun war vier Nächte und drei Tage fast ununterbrochen Schnee gefallen, ein guter, kleinflockiger, haltbarer Schnee, und in der letzten Nacht war er fest gefroren. Wer nicht täglich vor seiner Tür gefegt und geschaufelt hatte, war jetzt belagert und mußte zur Hacke greifen, um Hauseingang, Kellertor und Kellerluken freizulegen. So war es vielen im Dorf gegangen, und sie werkelten murrend vor ihren Häusern, in Schaftstiefeln, Fausthandschuhen und Wolltüchern, um Kopf und Ohren gewickelt. Die Ruhigen freuten sich, daß der große Schnee vor dem Frost gekommen war und die bedrohten Wintersaatfelder schützte. Aber hier wie anderwärts sind die Ruhigen in der Minderzahl, und die meisten schimpften weinerlich über den harten Winter, rechneten einander ihren Schaden vor und erzählten Schauergeschichten von ähnlichen strengen Jahrgängen.

Doch im ganzen Dorf waren kaum zwei oder drei Leute, denen dieser wundervolle Tag nicht von Sorgen und Ärger, sondern vielmehr von Freude, Glanz und Gottesherrlichkeit sprach. Wer konnte, blieb im Haus und Stall, und wer hinaus mußte, wickelte Frostlappen um Kopf und Seele und ließ seine Sehnsucht keine anderen Wege gehen als zurück zur Ofenbank, wo zwischen den grünen Kacheln die gegossene, eiserne Wärmeplatte glühte. Und doch war es ein Tag, den die Stadtleute keinem Maler glauben würden, viel jubelnder, blauer und blendender als der lachendste Hochsommertag.

An solchen Tagen ist es unmöglich, ans Nachtwerden zu glauben, und wenn am Ende doch die Dämmerung sinkt, ist es wie ein Märchen- und Wunderwerk, zu sehen, wie all der gleißend kühne Glast sich langsam hinibt, müde wird und seine Hülle sucht, obwohl nach diesen Tagen die Nächte niemals völlig dunkel werden. Und auch darum sind solche Schneetage so lang, weil der reine Winterhimmel und die Unbändigkeit des Lichtes uns klein und froh und zu Kindern macht, so daß wir noch einmal die Erde im Glanz der Schöpfung sehen und noch einmal ohne Bewußtsein der Zeit, wie Kinder hinleben, von jeder Stunde überrascht und keines Aufhörens gewärtig.

So ging es mir, als ich gegen Ende des Tages, von einer weiten Wanderung zurückkehrend, beim Verlassen des Waldes mein Dorf im roten Abenddufte daliegen sah. Ich hatte schneidend kalte, freie Höhen besucht, von denen ich die Hügelzüge, Wälder, Ackerland, See und ferne, blanke Alpengipfel betrachtete, und war durch todesstille, bläuliche Winterwälder gestreift, wo außer dem ängstlichen Seufzen überladener Stämme kein Laut zu hören war. Ich hatte im Bergwald den roten, vorsichtigen und doch dreisten Fuchs und am Ried die dunklen Wildenten belauscht, war über eine Stunde lang einem Schwarzspecht nachgelaufen und hatte an einer steif verwehten Hügellehne die kleine Leiche einer erfrorenen Goldammer gefunden. An einer bevorzugten Stelle hatte ich, zwischen Föhrenstämmen durch, den wie ein Juwel gleißenden Gipfel des Glärnisch gesehen, war auf dem doppelten Lodenboden meiner Winterhose manchen schrägen Hang hinabgeschlittert und den ganzen Tag, mit Ausnahme des Forsthüters, keinem Menschen begegnet. Aber alleine war ich nicht gewesen, denn an diesem Wundertage wogte und leuchtete die Luft an jedem Orte von der Gegenwart Gottes.

Und nun schritt ich müde und fröhlich heimwärts in der schon beginnenden Dämmerung, ein wenig steif in den Beinen und ziemlich ausgehungert, aber innig zufrieden. Wie viel Tage gibt es denn in unserem Leben, die einen Schatz bedeuten und von denen wir wissen, daß sie gut und rein und köstlich waren und daß wir sie nicht vergessen werden? Heut war so ein Tag, so ein reiner, köstlicher, unvergesslicher, und der ist hundert halb gelebte und vergessene Tage wert. Und in der Dämmerung, auf der schneebedeckten, blaß leuchtenden Straße ging etwas Kleines vor mir her, das ich einzuholen suchte. Als es noch vielleicht hundert Schritte entfernt war, erkannte ich es als einen kleinen Buben, der auf dem Kopf die viel zu große Nebelkappe seines Vaters und in der Hand einen Eimer trug. Im selben Augenblick, da ich ihn deutlich zu sehen vermochte, begann ich auch ihn zu hören; er sang nämlich. Eine Weile suchte ich vergeblich zu erraten, was er singe, denn er ging wegen der Kälte sehr rasch, und ich hörte nur einzelne Töne. Dann kam ich ihm näher und hielt mich von da an unbemerkt hinter ihm. Er lief eilig, die linke Hand tief in die Tasche gebohrt, und er stolperte öfter aufder rauh und ungleich gefrorenen Straße. Aber er sang unaufhörlich, eine Viertelstunde und eine halbe Stunde lang und noch länger, als wir am Dorfe waren und er in die erste, schon dunkle Gasse entschwand.

Immer mußte ich nachdenken und mich besinnen, was für ein Lied es doch wäre, das er sang. Es klang wie ein rechtes Abendlied zu diesem Tage, wie ein Lied aus unvergesslich reichen, doch fernen und dunkel gewordenen Kinderzeiten. Der Knabe sang keine Worte, er sang nur la und li und lo, aber es war immer dieselbe Melodie, nur ein wenig verändert, jedesmal ein klein wenig anders. La li-la lo; und die Melodie war so bekannt, so selbstverständlich, daß ich leise mitsingen mußte, aber das Lied kannte ich nicht. An solchen Wundertagen, wo Gott an jedem Wegrand gegenwärtig ist, hört man viele Töne und sieht viele Dinge, die einem oft gehört und oft gesehen und wohlbekannt erscheinen, und man hat sie doch nie gehört und nie gesehen.

Hermann Hesse

Mittwoch, Januar 12, 2005

Achte auf deine Gedanken,
denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte,
denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten,
denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal.

(Talmud)


Mittwoch, Januar 05, 2005

Die Farbe "Rot" ...

Warum ist die Farbe der Liebe eigentlich das Rot? Rote Rosen, rote Herzen, Liebe ist rot. Oder scheint sie rot zu sein? Wir assoziieren bei rot gleich Liebe. Gut, Blut ist rot und Blut steht für das Leben. Ist Liebe also gleichzusetzen mit Leben? Oder passiert hier ein ganz gewaltiger Denkfehler? Rot assoziiere ich nicht mit Liebe, sondern mit (gelebter) Sexualität.

Rot ist nur ein Aspekt des ganzen und somit kann die rote Farbe auch nur einen Aspekt der Liebe wiedergeben: nämlich vorrangig den des Lebens und seiner stärksten Kraft, die der Sexualität. Rot ist die Farbe der Kraft, des Feuers, der Leidenschaft – aber nicht die Farbe der Liebe. All das mögen Teilaspekte der Liebe sein. Die deutsche Sprache ist in der Hinsicht arm – es gibt nur ein Wort für Liebe. Ein einziges. Die Eskimos haben viele Worte für die verschiedenen Arten von Schnee - ich wünsche mir so etwas ähnliches für die verschiedenen Arten von "Liebe".

Für mich ist die Farbe der Liebe das Weiß. Weißes Licht durch ein Prisma zerlegt ergibt buntes Licht. Jede Farbe ist in weißem Licht vorhanden, so wie auch all die einzelnen Aspekte der Liebe in eben jenem Wort vorhanden sind. Auch Liebe kann man „zerlegen“: es gibt die Liebe zu den Eltern, zu den Geschwistern, zu Verwandten, zu Freunden, zum Partner. Jede Liebe ist anders und betont einen anderen Aspekt, aber es ist alles eins im Kern – Liebe eben.

Suchen wir nicht alle danach, mal mehr, mal weniger und konzentrieren uns dabei auf den Aspekt der Zweisamkeit. Dabei übersehen wir, daß Liebe eben nicht nur rot ist, sondern auch blau oder grün oder gelb sein kann. Was hat Liebe mit Sexualität zu tun oder gar gemeinsam? Liebe gleich Leben? Ist nicht eher Sexualität der Ausdruck des Lebens?

Warum assoziieren wir die Farbe Rot mit Liebe?

Nutze mich

Ich bin der Wind, der sanft mit deinen Haaren spielt und deine Haut kühlt an einem warmen Sommerabend. Ich gebe dir Energie und ich spiele mit den Drachen deiner Kinder. Ich erzähle dir sanft Geschichten und wecke in dir Sehnsucht nach fernen Orten, die ich gesehen habe. Ich kann dein Freund sein und dir unendliche Weisheit schenken. Ich kann aber auch dein Haus zerstören mit unendlicher Kraft. Ich kann wild das Land verwüsten und dich Demut lehren. Nutze mich, aber begehe nie den Fehler zu glauben, du habest mich gezähmt – denn ich bin der Wind.

Ich bin das Wasser, das dich reinigt und ernährt. Ich kühle deine Füße nach einem langen Marsch und deine Kinder spielen in meinen Wellen am Strand. Ich bin der Regen der im Sommer herrlich warm vom Himmel fällt. Ich gebe Dir die Fische aus meinen Flüssen, Seen und Meeren und ich schenke dir meine Kraft. Ich kann aber auch zur Flut werden und die sanft murmelnden Flüsse zu reißenden Ungeheuern werden lassen. Ich kann unbeherrscht über dich hereinbrechen und dich Angst lehren. Nutze mich, aber begehe nie den Fehler zu glauben, du habest mich gezähmt – denn ich bin das Wasser.

Ich bin die Erde, auf der du gehst und stehst. Ich behüte dein Gemüse und dein Obst und lasse es wachsen und gedeihen. Ich ernähre dich und deine Kinder bauen in meinen Wäldern geheime Verstecke. Ich habe unendlich viele Gesichter und bin doch nur der Kreislauf von Werden und Vergehen. Ich kann dir vom Rad des Lebens erzählen. Ich kann aber auch beben und dich in deinen Grundfesten erschüttern. Ich kann dir den Halt entziehen und dich unter mir begraben. Nutze mich, aber begehe nie den Fehler zu glauben, du habest mich gezähmt – denn ich bin die Erde.

Ich bin das Feuer, das leise knisternd deine Unterhaltung untermalt. Ich bin die Flamme, die sanft dein Heim erleuchtet an einem kalten Winterabend. Ich bin die Glut in deinem Kamin an dem du dich wärmst. Ich bin der Funken an dem deine Kinder ihre Silvesterkracher entzünden. Ich schenke dir meine Wärme und ich verändere mich stetig, so wie ich verändere, was ich verzehre. Ich kann aber auch zur tosenden Hölle werden, die dich zu Asche verwandelt. Ich kann dich mit hoch lodernden Flammen Respekt lehren. Nutze mich, aber begehe nie den Fehler zu glauben, du habest mich gezähmt – denn ich bin das Feuer.

© Mirtana, Januar 2005

Sonntag, Januar 02, 2005

Man soll das Jahr nicht mit Programmen
Beladen wie ein krankes Pferd.
Wenn man es allzu sehr beschwert,
Bricht es zu guter Letzt zusammen.

Je üppiger die Pläne blühen,
Um so verzwickter wird die Tat.
Man nimmt sich vor, sich zu bemühen,
Und schließlich hat man den Salat.

Es nützt nicht viel, sich rot zu schämen.
Es nützt nichts und es schadet bloß,
Sich tausend Dinge vorzunehmen.
Laßt das Programm! Und bessert Euch drauflos!

© Erich Kästner